Dienstag den 27.08.2013

Über die Girokontomodelle und die Gebührenpolitik deutscher Banken ist in den vergangenen Monaten oft geschimpft worden. Die Stiftung Warentest legte erst kürzlich wieder den Finger in die Wunde namens Dispozinsen und mahnte angesichts eines Durchschnittswerts von 11,31 Prozent Änderungen an. Vonseiten der Politik wird in unregelmäßigen Abständen das Girokonto für jedermann gefordert und die Verbraucherzentralen werden nicht müde, sich über teure Konten zu echauffieren und notfalls sogar den Klageweg zu beschreiben. Doch was nützt das alles? Wachgerufen wurden dadurch bislang offenbar nur wenige Kunden.

Wenn viele Banken so schlecht sind und Sparer nur abzocken, müsste es angesichts des großen Medienechos eigentlich einen gigantischen Wechselstrom geben. Weg von den teuren hin zu den günstigen Kreditinstituten. Doch, was passiert? Fast nichts. Einer Umfrage des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen zufolge haben bislang lediglich 18 Prozent der Bankkunden schon einmal das Girokonto gewechselt. Laut Studie fürchten viele den Aufwand oder gehen davon aus, doch keine besseren Konditionen zu erhalten. Warum sich also die Mühe machen?

Diese Einstellung hat die Europäische Union schon vor längerer Zeit moniert. Statt vornehm von Zurückhaltung zu sprechen, nennt die EU es schlichtweg Trägheit. Mit dem Girokonto umzuziehen nimmt zwar Zeit in Anspruch und ist mit Arbeit verbunden, weil alle Zahlungspartner informiert werden müssen. Doch unter dem Strich steht mitunter eine Ersparnis von über 100 Euro im Jahr, wenn man sich die Mühe macht und vorab einen Girokontovergleich vornimmt. Den möchte Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner jetzt auf die Beine stellen, verpflichtend für alle Banken, mit allen Daten und Fakten wie Zinsen und Gebühren. Ob dadurch Bewegung ins Spiel kommt, ist eher fraglich. Denn „die Welt“ braucht den neuen Kontovergleich wohl eher nicht, da sich bereits einige Fachportale darum kümmern.