Dienstag den 23.04.2013

Vorsichtigen Schätzungen zufolge haben etwa 670.000 Menschen in der Bundesrepublik kein eigenes Girokonto. Daran konnten bislang weder die freiwillige Selbstverpflichtung der Banken, jedem Interessenten ein Konto auf Guthabenbasis einzurichten, noch das recht junge „Bürgerkonto“ des Sparkassen- und Giroverbandes etwas ändern. Deshalb steht das Girokonto für jedermann als Grundrecht nun schon seit Jahren zur Debatte, ist vorige Woche aber erneut gescheitert. FDP und CDU ließen die Opposition mit ihrem Antrag abblitzen.

Die Regierung hält die bisherigen Maßnahmen für völlig ausreichend und möchte auch weiterhin eher freiwillige Lösungen denn gesetzliche Zwänge. Damit liegt es nach wie vor in den Händen der Banken, wer ein Girokonto bekommt und wer leer ausgeht. Probleme damit haben vor allem Interessenten, die heillos überschuldet sind. Um diesen Teufelskreis zu verlassen, wäre ein eigenes Konto allerdings der erste Schritt. Denn ohne Girokonto ist es in der heutigen Zeit nahezu unmöglich, einen Job zu finden, eine Wohnung zu bekommen oder einfach nur die Rechnung des Stromanbieters zu bezahlen.

Dass die Opposition angesichts der Entscheidung enttäuscht ist, versteht sich. Sie hält die Selbstverpflichtung der Banken für nicht ausreichend und moniert, dass nur ein kleiner Teil der Branche sich an die finanziell schwache Klientel wagt. Damit könnte es bald aber schon vorbei sein. Denn nicht nur in Deutschland, sondern auch auf Ebene der Europäischen Union ist man sich der Problematik bewusst und wird voraussichtlich im Juni einen Gesetzentwurf für den EU-Binnenmarkt vorlegen. Erhält der Vorschlag des zuständigen EU-Kommissars Michel Barnier grünes Licht, würde das Konto für jedermann auch in Deutschland Realität. Darüber hinaus sieht der Entwurf übrigens auch einen Deckel für Gebühren vor – für die Banken wird es also spannend.

Für Personen mit schwacher Bonität (geringes Einkommen, angehäufte Schulden usw.) haben wir aktuell nach möglichen Angeboten gesucht und stellen diese in der Rubrik „Pfändungsschutzkonto“ vor. Diese Konten sind derzeit die einzigen Lösungen, die wir gefunden haben.